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Eine bemerkenswerte Leistung

Bereits Ende vergangenen Jahres konnte die Regierung in Athen ihren Etat um ein Fünftel ihrer Jahreswirtschaftsleistung konsolidieren. Das sei – im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) – weit mehr als in Irland, Portugal oder Spanien. In Zahlen ergebe das für Griechenland eine Summe von ungefähr 60 Milliarden Euro, die teils eingespart, teils mehr eingenommen worden ist. Bei der Haushaltskonsolidierung hat Griechenland bereits greifbare Erfolge vorzuweisen. In nur zwei Jahren wurde das Primärdefizit um 8,2 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt zurückgefahren. So der Bericht der Zentralbank von Irland.

Diese Leistung ist umso bemerkenswerter, als sie in einer tiefen Rezession erbracht wurde. Seit Beginn der Krise hat Griechenland fast ein Fünftel seiner Wirtschaftsleistung eingebüßt. Hätte sich die Konjunktur so entwickelt wie von der Troika ursprünglich prognostiziert, könnte der Athener Finanzminister schon in diesem Jahr einen Primärüberschuss ausweisen. Aber statt erwarteter drei Prozent wird die griechische Wirtschaft in diesem Jahr voraussichtlich um sieben Prozent schrumpfen. Die Rezession ist mitunter das Resultat des strikten Sparkurses, den Athen auf Weisung der Gläubiger steuern muss. Dabei wird selbst die Umsetzung der Konsolidierungsauflagen erschwert! Schrumpft die Wirtschaft, steigen die in Relation zum BIP berechneten Defizit- und Schuldenquoten. Neue Maßnahmen werden nötig – mit denen sich das Land nur noch tiefer in die Armut spart…

Diesen Teufelskreis könnte Griechenland mit einer Streckung des Konsolidierungsfahrplans durchbrechen. Sollte Griechenland seine Defizitquote bis 2014 unter die im EU-Stabilitätspakt vorgesehene Obergrenze von drei Prozent drücken, würde das Sparprogramm dazu führen, dass Griechenlands Wirtschaft im kommenden Jahr um bis zu vier Prozent und 2014 um weitere 0,6 Prozent schrumpft. Streckt man hingegen den Fahrplan bis 2016 und verteilt die Lasten auf vier statt zwei Jahre, würde die Rezession im kommenden Jahr mit einem Minus von 1,5 Prozent deutlich milder ausfallen und Griechenland bereits ab 2014 wieder Wachstumsraten von zwei bis drei Prozent verzeichnen. Entsprechend schneller könnten die Defizit- und Schuldenquoten sinken.

Eine Streckung des Konsolidierungsfahrplans erfordert, anders als hierzulande behauptet, nicht zwangsläufig neue Hilfskredite. Einen Teil des zusätzlichen Finanzbedarfs könnte die Belebung der Konjunktur decken. Würden noch die angeschlagenen Banken über den Rettungsschirm ESM rekapitalisiert, wie es für Spanien geplant ist, könnte sich die griechische Schuldenlast um mindestens 50 Milliarden Euro oder knapp 25 Prozent des BIP verringern.