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Europa befindet sich an einem Scheideweg

Der Weg zum gemeinsamen Europa hat zum Euro geführt. Jetzt muss der Euro zum gemeinsamen Europa führen. Aus der Griechenland-Krise sollte Europa lernen. Sarkozi und Merkel haben zwei unterschiedliche Visionen geprägt: 


 

Von der einen Seite die französiche, dass eine europäische wirtschaftliche Solidarität notwendig ist und dass es ohne eine gemeinsame politische Koordination die Probleme sich häufen werden und auf Dauer die Eurozone durch nationale Interessen geschwächt wird. Und von der anderen Seite, die Haltung Deutschlands, dass jetzt eine Solidarität andere Staaten davon abhlaten würden, ihre Finanzen und die Reformen in Angriff zu nehmen. Die französische Vision ist zweifelsohne die bessere, denn das Risiko der Ausdehnung und „Ansteckung“ ist groß und wäre für die Eurozone katastrophal.

Mag sein, dass die Griechen an der Ursache der Krise vor allem selbst schuld sind. Mit Belehrungen und zögerlichen Schlingerkurs hat die deutsche Haltung die Situation verschlimmert. Spekulantenverfügen keinesfalls  über mehr Informationen über ein Land als die Wirtschaftspolitiker in Europa. Allerdings können sie aus unsicheren Ereignissen Gewinne schöpfen. Je chaotischer es zugeht, desto besser für sie. Weil ihr größter Feind politische Klarheit ist, freuen sie sich über Panikmache. Dies ist im Fall Griechenlands bislang geradezu perfekt gelungen, wie die explodierenden Risikoaufschläge zeigen. Da kann man sich doch bedanken, oder?

Wäre die Haltung Deutschlands nach dem Beschluß vom 25. März zum beschlossenen Hilfsprogramm klar und eindeutig, wäre wahrscheinlich der Appetit der Spekulanten vergangen und Griechenland hätte sich zu zumutbaren Refinanzierungszinsen Geld von den Märkten zu zumutbaren Konditionen holen können. Aber vielleicht tickt man  innerhalb der Eurozone, trotz Beschlüsse und Kommuniqués trotzdem anders. 

Ob man jetzt etwas in Richtung  Früherkennung und Solidarität gelernt hat, wird sich zeigen. Spätestens dann, wenn die Spekulanten sich das nächste mögliche Opfer vornehmen werden. Wenn man hört dass “ die CSU Griechenland nahelegt , aus der Europäischen Währungsunion auszutreten“ fällt mir der Glaube schwer. In dieser nun doch „europäischen Tragödie“ müsste man langsam die Rolle Deutschlands etwas näher betrachten, denn nicht ohne Grund hatte Frederic Lordon in der «Le Monde diplomatique» geschrieben, nicht Griechenland, sondern Deutschland wäre das Problem der Eurozone.

Wenn die Krise dauerhaft und nicht nur in Griechenland überwunden sein soll. dann sollte man darüber nachdenken, wie die Wettbewerbsbedingungen und das Lohonniveau etc. von Brüssel aus, genau so, wie das eigene Frühwarnsystem als Antwort auf übermächtige Ratingagenturen  (die einen Tag vor dem Bankrott von Lehmann-Brothers denen AAA bescheinigt haben) verantwortet wird.