Bilderwelten

Nicht zuständig oder überfordert – Europas Schande

Dass 193 Staaten die Menschenrechte als universales Prinzip anerkennen, ändert nichts daran, dass die Ursprungsmythen des Nationalstaats hinterfragt werden sollten, wenn man verstehen will, warum die Menschenrechte mit Geburt und Abstammung gekoppelt werden. Ein Flüchtling, der auf seinen Pass verzichtet und lieber staatenlos wird, um nicht in sein Herkunftsland abgeschoben zu werden, ist deshalb vogelfrei!

Ob das Verständnis des ethnischen Fundaments der Nationalstaaten allein der Grund für die „Festung Europa“ ist, sei dahin gestellt. Fakt ist, dass mit dem massenhaften Auftritt von Flüchtlingen – mittlerweile befinden sich weltweit fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht – wird das Verständnis universeller Menschenrechte herausgefordert. Da scheint Europa wohl überfordert zu sein, trotz oder gerade wegen der diversen Abkommen zur Regelung des Flüchtlingsstroms. Man macht sich das einfach, überlässt man das Problem der Griechen oder Italienern, als würden sie damit allein klar kommen können.

Es ist an der Zeit, die Grenzen zu überwinden, und jenseits der diversen populistischen Theorien des Zuwanderungsmarketings, der Illegalen und des Nützlichkeitsrassismus („wer ist für uns ein Gewinn?“ eine Neuauflage des „Gastarbeiters“, der einfach angeworben wird und bei Bedarf zurückgeschickt wird) der Realitäten ins Auge zu schauen. Zu handeln und nicht hinnehmen, dass täglich Menschen, beim Versuch an der Pforte Europas zu klopfen ertrinken. Wieso meinen wir, dass wir „legaler“ auf dieser Welt sind, als die, die ihr Leben in einer Plastiktüte tragen und versuchen für ihre Familien eine sichere Zukunft zu finden?