Der verpasste Befreiungsschlag
Seit wann ist es eine Todsünde, bei einer existenziell wichtigen Frage, den Weg zum Volk zu gehen? Sollten die Bürger nur dann befragt werden, wenn man sich dem Ergebnis der Antworten sicher ist? Wie viel Demokratieverständnis ist uns denn in der heuteigen, von den „Märkten“ geprägten Welt übrig geblieben? Seit wann ist das Wort „Referentum“ so schlimm, dass gewählte Regierungen deshalb ins Wackeln geraten?
Der große Charme der geplanten Volksabstimmung Papandreous: Sie hätte die Griechen verpflichten können, auf einen Kurs der Haushaltsdisziplin und Steuerehrlichkeit. Obendrauf ein paar Milliarden von der EU für einen Wachstumsplan, damit die griechische Wirtschaft endlich ein Geschäftsmodell entwickelt. Fertig wäre das ersehnte starke Signal für die Investoren an den Finanzmärkten: Glaubwürdig, verständlich, höchste Realisierungs-wahrscheinlichkeit.
Dass die von der Boulevardpresse geschädigte öffentliche Meinung das nicht verstanden hat ist ärgerlich. Denn dessen Verheißung war bestechend: Es bot die beste Chance auf ein Ende des Chaos. Auch über Griechenland hinaus hätte es segensreiche Wirkung entfalten können: Endlich mal ein Volk, das seiner Regierung explizit ökonomische Disziplin verordnet.